Mariensäule in Gaming - ein Bericht von Mag. Susanne Leiner, Arbeitsgemeinschaft Steinrestaurierung
Mariensäule Gaming – ein Pflegefall?
Wie schon letztes Jahr können auch heuer wieder vereinzelt Schäden an der erst kürzlich restaurierten Mariensäule festgestellt werden. An dieser Stelle sollen die Ursachen für diese wiederkehrenden Schadensphänomene zur allgemeinen Information kurz zusammengefasst werden. Darüber hinaus werden weitere Maßnahmen, die dem Bestandserhalt dienen sollen, vorgestellt.
Als erster Faktor für die fortschreitende Schädigung ist die grundsätzliche Verwitterungsanfälligkeit des Baugesteins (Sandstein) an sich zu nennen, die schon sehr früh nach der Errichtung – belegt ab den 1850er Jahren – wiederholt Instandsetzungsarbeiten notwendig machten.
Diese für die Region typischen Gesteinsvarietäten der sog. Flysch- und Molassezone bereiten den Restauratoren/Restauratorinnen an einer Vielzahl von Denkmalen große Probleme.
Das führt uns gleich zum nächsten gravierenden Schadensfaktor: Über die Jahrhunderte wurde eine Vielzahl von Versuchen unternommen den Gesteinsbestand gegen Witterungseinflüsse zu schützen. Darüber hinaus wurden viele Teile die unrettbar erschienen mit verschiedensten Mörteln aber auch durch Neuteile aus Stein ergänzt. Insbesondere ab den 1960er Jahren kamen, nicht zuletzt aufgrund der regen Entwicklungstätigkeit der chemischen Industrie, zusätzlich verschiedene Imprägnierungen und Anstriche, die das Gestein fester bzw. wasserabweisend machen sollten zum Einsatz. Alle Maßnahmen die zum Erhalt des Denkmals gesetzt wurden, entsprechen dem damaligen Stand der Technik und wurden sicherlich nach bestem Wissen ausgeführt.
Aus heutiger Sicht muss leider festgestellt werden, dass die gewünschten Effekte oft nicht eingetreten sind bzw. durch das Zusammenwirken verschiedener Schadensfaktoren wie gesteinsbedingte Verwitterungserscheinungen aber auch die Wechselwirkungen mit den unterschiedlichen Materialien und Methoden vergangener Restaurierungen, verstärkt Schäden am Objekt zu verzeichnen sind.
Im Zuge der letzten Restaurierung 2022 wurde nach eingehender Schadensanalyse ein Maßnahmenkonzept beruhend auf dem Grundsatz „So viel wie nötig - so wenig wie möglich“ umgesetzt. Es sollte in jedem Fall versucht werden erneute negative Einwirkungen durch - nach heutigem Erkenntnisstand - nicht ausreichend angepasste Restaurierungsmaterialien zu vermeiden. Das bedeutet, dass z.B. Mörtel verwendet wurden die „schwächer“ als der angrenzende Bestand eingestellt wurden, um den Schadenshorizont weg vom Gestein in die Mörtelergänzung zu verlagern. Diese Modifizierungen stellen immer eine Gratwanderung zwischen Bestandserhalt und Haltbarkeit bzw. Langlebigkeit der angewendeten Mörtel dar.
Derzeit kann man beobachten, dass diese Verlagerung gelungen ist. Die aktuellen Schäden beschränken sich ausschließlich auf die 2022/23 eingebrachten Mörtel. Eine erneuter Austausch der betreffenden Ergänzungen ist für das heurige Frühjahr geplant. Wie schon während der Nachbesserungen 2023 wird auch diesmal an den Mörtelrezepturen weiter gefeilt, um auch die Anforderungen an eine angemessene Haltbarkeit erreichen zu können.
Zusätzlich soll - aufgrund der Beobachtung, dass die Schäden in erster Linie während der Wintermonate insbesondere entlang der durch Niederschläge stärker belasteten Bereiche (Schneeauflagen / Frostschäden) entstehen - die Mariensäule zukünftig eine Wintereinhausung erhalten.
Abschließend kann die Frage ob es sich bei der Mariensäule um einen „Pflegefall“ handelt mit „Ja“ beantwortet werden. Eine Tatsache die für alle Denkmale vor allem im Außenbereich, und insbesondere solcher mit einer Schadensproblematik und Restauriergeschichte wie im vorliegenden Fall, gilt!
Erfahrungsgemäß ist davon auszugehen, dass der Weg über regelmäßige Pflege- und Wartungsmaßnahmen zum bestmöglichen Bestandserhalt führt.